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Комментарий. В заметке рассмотрен несколько запутанный в удмуртоведческой историографии вопрос о времени выхода в свет первых удмуртских книг. Выражаю сердечную благодарность проф. Эберхарду Винклеру (Гёттинген) за предоставленные в процессе написания работы консультации.

Издано: Sacharnych, Denis. Wann sind die ersten udmurtischen Bücher erschienen?// Linguistica Uralica. XXXVIII (3), S. 215-218. Tallinn, 2002. Оригинальная разбивка на страницы сохранена (обозначена в местах разрыва цифрами голубого цвета в квадратных скобках).

Wann sind die ersten udmurtischen Bücher erschienen?

0. In der Fachliteratur werden gelegentlich gedruckte udmurtische Sprachdenkmäler oder sogar Gruppen von Sprachdenkmälern aus der Zeit vor der Revolution erwähnt, deren Existenz de facto nur aus diesen Erwähnungen bekannt ist. Diese historiographischen Kleinigkeiten stellen nun kein besonderes Problem mehr dar, weil es jetzt eine vollständige, zuverlässige Liste der gedruckten und handgeschriebenen udmurtischen Bücher gibt – der von Rif Nasibullin erstellte Quellenindex (Насибуллин 2000 : 279–317). Wenn solche tatsächlich nicht existierenden Denkmäler irgendwo erwähnt wurden, handelt es sich oft nur um einen Fehler. Problematisch wird es jedoch, wenn jemand die Rolle dieser nicht existierenden Sprachdenkmäler in der udmurtischen Kulturgeschichte zu bewerten versucht: in diesem Fall wird aus ihrer virtuellen Existenz wissenschaftliche Tradition.

Weitverbreitet ist beispielweise die Meinung, wonach die Udmurten in uralten Zeiten ein mit einer den Udmurten eigenen Schrift geschriebenes Buch besessen hätten, da dieses Sujet in einer Legende über ein verlorenes (alt)udmurtisches Buch vorkommt (Varianten dieser Legende sind zum ersten Mal in Гаврилов 1880 : 150–151 veröffentlicht; siehe auch Первухин 1889 : 14–15, Васильев 1906 : 197). Es handelt sich aber offensichtlich nur um einen Mythos und besitzt keinerlei realen Hintergrund: Der russische Ethnologe Jan Česnov hat mehr als zwanzig ähnliche Sujets aus der Folklore der Völker Südostasiens und obendrein einiger anderer Regionen untersucht und kommt zu der Folgerung, dass sich die Existenz solcher Sujets in der Mythologie eines Volkes keineswegs auf das wirkliche Vorhandensein eines ”verlorenen Buches” in seiner Kultur gründet, sondern sie im Gegenteil darauf hinweist, dass so ein Buch höchstwahrscheinlich niemals existierte: Es ist bemerkenswert, dass der Mythos von der Existenz eines Schrifttums bei den Völkern vorkommt, die kein Schrifttum haben, oder offensichtlich von benachbarten Völkern ihres Schrifttum entlehnt hatten [Чеснов 1990 : 170]. Dieser Mythos kann also nicht als historisches Zeugnis für die Existenz eines frühen Schrifttums betrachtet werden. Erstaunlicherweise neigen viele udmurtische Forscher zur Elaborierung derartiger Phantasien (Ермаков 1988; Насибуллин 1994 : 84–85; Прозоров 1999 : 3–6 usw.; vgl. auch im Folgenden).

1. Allgemein wird in der udmurtischen Sprachwissenschaft angenommen, dass die ersten Bücher auf Udmurtisch 1847 in Kazan herausgegeben wurden (vgl. z.B. Шутов 1997). Es gibt aber auch Arbeiten, deren Autoren andere Daten nennen. So schreibt der Kunstwissenschaftler  Evgenij Šumilov, dass Mitte Dezember 1823 in einer Petersburger Druckerei das Matthäus-Evangelium erschienen ist [стр. 216] – das erste gedruckte udmurtische Buch, der wichtigste Grundstein im Fundament der neuen udmurtischen Kultur (Шумилов 1997 : 90–94). Seine Ansicht über das Erscheinen dieses Buches hat J. Šumilov schon mehrmals wiederholt (Шумилов 1996 : 182; 2001 : 77–78). Leider teilt er weder etwas darüber mit, ob er dieses ”erste udmurtische Buch” selbst schon gesehen hat, noch darüber, in welcher Bibliothek oder in welchem Archiv es zu finden ist. Jedenfalls hat Rif Nasibullin bei seiner intensiven Suche in allen großen Bibliotheken der Sowjetunion (bzw. Russlands) weder das Buch noch irgendwelche Spuren von ihm gefunden, so dass man es nur bedauern kann, dass J. Šumilov den Standort des Buches nicht erwähnt hat: Möglicherweise war ja J. Šumilovs Exemplar das letzte unbeschädigt gebliebene Exemplar dieses für die Kulturgeschichte der Udmurten so wertvollen Sprachdenkmals.

2.  Sollte sich aber J. Šumilov selbst mit der Suche nach diesem ”Buch aus dem Jahre 1823” beschäftigen wollen, so könnten seine Bemühungen kaum erfolgreich sein. Man kann mit Gewissheit behaupten, dass alle Ansichten über ein 1823 herausgegebenes Buch in die Abteilung ”Religion” des in Udmurtien berühmten bibliographischen Nachschlagebuches ”Рой книг” (Schwarm der Bücher…) (Ильин 1929 : 18) gehören, ein solches Buch aber nicht unter den wirklich vorhandenen Sprachdenkmälern zu finden ist. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Kirchenhistoriker Pavel Luppov die Geschichte der ersten udmurtischen Bücher in seinen Arbeiten gründlich untersucht (Луппов 1905; 1911). Dementsprechend lassen sich die Hauptetappen dieser Geschichte folgendermaßen kurz skizzieren (nach Луппов 1905). Die Anfänge der Arbeit mit der Abfassung udmurtischer Bücher reichen in das Jahr 1818 zurück, als in Vjatka eine Abteilung des Komitees der Russischen Bibel-Gesellschaft eröffnet wurde. Zu dieser Arbeit wurden die in den udmurtischen Pfarrämtern des Gouvernements Vjatka diensttuenden orthodoxen Priester herangezogen, weil manche von ihnen schon seit 1803 Erfahrungen mit einschlägigen Übersetzungen ins Udmurtische (einige Gebete, der 50. Psalm, die Profession-de-Foi und ausgewählte Teile des Katechismus) besaßen. Zu den Aufgaben der Bibel-Gesellschaft gehörte neben der Übersetzung der Bibel auch – nach dem synodalen Erlasses vom 22. Januar 1803 – die Vorbereitung einer udmurtischen Variante einer Fibel und eines kurzen Katechismus. Bereits im Dezember 1823 wurden die ersten sieben gedruckten Seiten (nur Einzelseiten!) des Matthäus-Evangeliums an 27 udmurtische Pfarrämter verschickt und in den Kirchen zu Weihnachten verlesen. Kurz darauf war die Russische Bibel-Gesellschaft mit ernsthaften Schwierigkeiten konfrontiert, die hauptsächlich mit dem Einfluß einer großen Menge Missgünstiger (insbesondere Funktionäre der orthodoxen Kirche) verbunden waren, so dass die Fortsetzung der Drucklegung des udmurtischen Evangeliums in Vjatka eingestellt wurde. 1826 wurde die Gesellschaft schließlich laut einer Anordnung des neuen russischen Zaren Nikolai I. geschlossen, und so blieben die geplanten udmurtischen Bücher ungedruckt. Folglich kamen 1823 keine Bücher auf Udmurtisch heraus. Diese Tatsache ist der russischen Wissenschaft (aber wie man sieht, nicht der udmurtischen) seit langem bekannt. Die ins Udmurtische [im Original: на вотякский язык] übersetzten Matthäus- und Markus-Evangelien wurde dem Komitee (der Russischen Bibel-Gesellschaft) von den Priestern der Diozöse Vjatka 1823 vorgelegt, aber sie bleiben ungedruckt (Чистович 1899 : 48).

3. Dasselbe Nachschlagewerk ”Рой книг” (S. 18) erwähnt noch ein weiteres geheimnisvolles udmurtisches Buch (Die Anfänge der christlichen Lehre, oder die kurze Heilige Geschichte, oder der kurze Katechismus). Die vierte (!) Auflage des Buches wurde angeblich 1828 auf ”Russisch-Udmurtisch” (sic! im Original на русско-вотском языке) herausgegeben. Diese Feststellung ist offensichtlich das Ergebnis eines bedauerlichen Missverständnisses. Die vierte Auflage eines Buches mit einem solchen Titel hat es in Moskau 1828 wirklich gegeben, aber gesichert nur auf Russisch. Die udmurtische Übersetzung dieses Buches gemäß des synodalen Er- [стр. 217] lasses vom 24. Dezember 1828 wurde 1830 vom Priester Stefan Anisimov angefertigt und dann vom Priester Ioann Anisimov revidiert. Die Sprache des udmurtischen Textes, der von Vater und Sohn Anisimov erstellt wurde, heißt gewöhnlich ”Glazov-Mundart” (nach dem Namen einer Stadt im Norden Udmurtiens). Es gibt auch eine Variante dieses Textes in der ”Sarapul-Mundart” (Sarapul ist eine Stadt im Süden Udmurtiens), die vom Priester Grigorij Rešetnikov erarbeitert wurde. Die beiden Varianten – jede als Buch mit zwei Titelblättern – wurden gemäß der Titelseite erst 1847 (tatsächlich aber zwei Jahre später, wie Luppov präzisiert) gedruckt. Auf dem ersten Titelblatt steht, dass das jeweilige Buch eine Fibel zur Unterrichtung der udmurtischen Kinder in der Lektüre ihrer Mundart darstelle, und dort steht auch das Jahr und der Ort der Veröffentlichung: 1847, Kazan’. Auf dem zweiten Titelblatt sind die Daten des russischen Originals (Anfänge der christlichen Lehre… (und natürlich das Jahr und der Ort – 1828, Moskau)) wiedergegeben. Hier liegt, so glaube ich, eben die Quelle des Fehlers, der dadurch auftrat, dass das erste Titelblatt ausgefallen oder sonst auf andere Weise verloren gegangen war. Also, ”Fibel…” und ”Anfänge…” sind keine Einzelbücher, sondern zwei Teile eines Buches. Sowohl die ”Glazov-Variante” als auch die ”Sarapul-Variante” sind in einer ziemlich bedeutenden Anzahl (bis zu 1200 Exemplaren) erschienen. Gleichzeitig wurden auch das Matthäus- und das Markus-Evangelium (s. 2.), wiewohl mit großer Verspätung, verlegt: Schon 1831 hat der Priester Pjotr Rednikov das Matthäus-Evangelium aus der ”Sarapul-Mundart” in die ”Glazov-Mundart” übertragen. Diese ”Übersetzung” wurde in ein Buch mit dem schon bestehenden Markus-Evangelium in ”Glazov-Mundart” und auch in eines mit dem Matthäus-Evangelium in ”Sarapul-Mundart” (Einzelbuch) im Frühling 1847 von der Druckerei der Universität Kazan übernommen, und in einer Anzahl von 500 und 700 Exemplare gedruckt. Nachdem die Auflage fertig war, wurden diese Bücher an alle Pfarrämter, die sie benötigten, versandt.

4. Somit kann man ohne Zweifel sagen, dass die ersten udmurtischen Bücher – ”Азбука, составленная из российских, церковной и гражданской печати, букв, для обучения вотских детей чтению на их наречии. (По глазовскому)”; ”Азбука, составленная из российских, церковной и гражданской печати, букв, для обучения вотских детей чтению на их наречии. (По сарапульскому); ”Господа Нашего Иисуса Христа Евангелие от св. евангелиста Матфея на русском и вотякском языках, сарапульского наречия”; ”Господа нашего Иисуса Христа Евангелие от св. евангелистов Матфея и Марка на русском и вотякском языках, глазовского наречия”1 – im Jahre 1847 in Kazan erschienen sind.

1. Im Quellenindex R. Nasibullins sind diese Bücher meistens unexakt betitelt; das letzte Buch ist fälschlicherweise so aufgeführt, als würde es sich um zwei verschiedene Bücher handeln (Насибуллин 2000 : 284).

Литература: Васильев И. 1906, Обозрение языческих обрядов, суеверий и верований вотяков Казанской и Вятской губерний. – Известия общества археологии, истории и этнографии при Императорском Казанском университете, Т. 22, Вып. 3–4, Казань. Гаврилов Б.Г. 1880, Произведения народной словесности, обряды и поверья вотяков Казанской и Вятской губерний, Казань. Ермаков Ф.К. 1988, Pуч культура но удмурт письменностьлэн кылдэмез. – Молот. № 9, Ижевск. Ильин Я. 1929, Рой книг. Собрание книг и статей об удмуртах областных и внеобластных (с 1762 г. до половины 1928 г.), Ижевск. Луппов П.Н. 1905, О первых вотских переводах источников христианского просвещения, Казань. – – 1911, Христианство у вотяков в первой половине XIX века. Вятка. Насибуллин Р.Ш. 1994, Выльдоно-а гожъяськонмес? – Вордскем кыл, № 4, Ижевск. – – 2000, Русские заимствования в удмуртском языке (дооктябрьский период). Диссертация на соискание ученой степени доктора филологических наук, Ижевск. Первухин Н.Г. 1889, Эскизы преданий и быта инородцев Глазовского уезда. Эскиз IV-й, Вятка. Прозоров О. 1999, Кытчы пыриз Быдӟым книга? – Инвожо. № 3–4, Ижевск. Чеснов Я.В. 1990, Проглоченное знание и этнический облик // Фольклор и этнография. Проблемы реконструкции фактов традиционной культуры, Ленинград. Чистович И.А. 1899, История перевода Библии на русский язык, Санкт-Петербург. Шумилов Е.Ф. 1996, Православная Удмуртия. История Ижевской и Удмуртской епархии. XX век, Ижевск. – – 1997, ”Евангелие от Матфея” – первая удмуртская печатная книга (1823) – Духовная культура финно-угорских народов: история и проблемы развития. Материалы международной конференции, ч. I. Фольклор, литература, краеведение. Библиотека – книга – читатель, Глазов. – – 2001, Христианство в Удмуртии. Цивилизационные процессы и христианское искусство XVI – начала XX века, Ижевск. Шутов А.Ф. 1997, Первым удмуртским книгам – 150 лет – LU. XXXII, 215-217.



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